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Für Kinder wie für Eltern bedeutet eine Trennung und Scheidung einen tiefen Einschnitt in das gewohnte Leben. Verunsicherung und Angst vor der Zukunft sind die Folgen. Allerdings treten diese Folgen auch auf, wenn die Eltern ihren Konflikt nicht offen vor den Kindern austragen und eine heile Welt vorspielen.

Kinder sind das schwächste Glied im Familienverbund. Sie reagieren auf Erschütterungen wie ein feinfühliger Seismograph. Aggressionen, Ängste, Ticks und Verhaltensauffälligkeiten können der Hinweis sein, dass die Kinder auf die offenen aber auch verdeckten Konflikte zwischen den Eltern reagieren.

ACHTUNG: Die Kinder reagieren nicht auf die Tatsache der Scheidung, sondern auf den Konflikt an und für sich.

Wenn die Konflikte in Form einer Scheidung an das Tageslicht treten, ist das für die Kinder die Möglichkeit, dass das, was sie schon lange spüren, endlich an- und ausgesprochen werden kann. Diese Aussicht ist eine große Befreiung für die Kinderseele.

Nun ist es wichtig, dass die Erwachsenen im Umfeld darüber Bescheid wissen, was in der Kinderseele abläuft.

Da ist erst einmal ein Trauerprozess, der immer einsetzt, wenn es zu großen und einschneidenden Veränderungen im Leben eines Kindes kommt. Fragen über Fragen tauchen auf. Es heißt Abschied nehmen von dem Nest aus Mama und Papa. Wo und wie und vor allem mit wem werde ich wohnen? Wohin werden wir ziehen? Darf mein Haustier mir? Kann ich meine Freunds noch sehen?

Die Kinder brauchen die Gelegenheit, all diese Fragen zu stellen und zu besprechen. Wenn Sie noch keine Antworten auf die Fragen wissen, dann ist es besser die Wahrheit zu sagen, als Sicherheit vorzutäuschen. Kinder müssen wissen, dass sie sich auf uns und unser Wort verlassen können.

Informieren Sie Lehrer und Erzieher aber auch Ausbilder über die häusliche Veränderung. Diese Bezugspersonen spielen eine große Rolle im Verarbeitungsprozess.

Trauern braucht Zeit und die Gelegenheit für viele Gespräche.